Systemische Therapie
Die Lösung liegt im Menschen selber und in seinen Bezügen zur Welt.
Therapie ist eine der Möglichkeiten, um eine Lösungs-Bewegung anzustossen, Bewegung hin zu möglichen Lösungen schwieriger Lebenssituationen.
«Probleme sind Lösungen.» Das Problem selber ist bereits eine mögliche Lösung, wenn auch (noch) nicht eine Lösung hin zu mehr Zufriedenheit und Lebensfülle. Um dies zu erreichen braucht es die Anerkennung des «gelebten und erlebten Lebens» (Prof. Arnold Retzer, Heidelberg), um so achtsam zu werden auf die Geschichte, die wir uns erzählen, das «erzählte Leben». Oder «Welcher Geschichte erlaubst du, dir dein Leben erzählen zu lassen?» (White: Narrative Psychotherapie, USA), denn sie konstruiert unsere Wirklichkeit.
Daraus lernen und hinter uns lassen, was uns an dieser lebenswerteren Zukunft hindert. Einen ersten Schritt wagen und damit beginnen, eine neue Geschichte zu erzählen. Sich überraschen lassen, neugierig sein, den Mut, das Lachen und den Humor zurückgewinnen, Verletzungen sowie Restriktionen anerkennen und sich dann doch wieder auf das «Abenteuer Leben» einlassen.
Als Therapeutin begreife ich mich als Begleiterin auf einem Stück dieses Weges, und es ehrt mich, wenn Menschen das Vertrauen finden und mich dazu einladen!
Auf der Basis von mehr als 60 Jahren Lebenserfahrung und mehr als 40 Jahren Berufserfahrung, mit der grundsätzlichen Freude am Lernen und Vertrauen in die Kraft der Veränderung – immer dann, wenn es um Leben und Veränderung geht – bin ich unterwegs in der Landschaft des systemischen lösungs- und ressourcenorientierten Arbeitens, das mit Respekt die Einzigartigkeit des Gegenübers würdigt.
Wir können davon ausgehen, dass es für jedes Verhalten gute Gründe gibt, auch wenn sich uns diese auf den ersten Blick nicht erschliessen. Es braucht Respekt, Offenheit, Wertschätzung, Neugier und eine grundsätzlich positive Erwartung an die vorhandenen Kompetenzen sowie Ressourcen im Menschen, der Beratung oder Therapie sucht, um diese «guten Gründe» zu erfassen und in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen. Dies ist eine mögliche Not-Wendigkeit, um Verhalten zu ändern, Entscheidungen zu treffen, Leiden zu lindern. Hoffnung und Vertrauen wirken sich in der Regel positiv auf die Beziehung aus, bringen vorhandene, noch verdeckte Ressourcen ans Licht: Ein solches lösungsorientiertes Vorgehen begünstigt die «gemeinsamen Wirkfaktoren», die jeder erfolgreichen Therapie und Beratung zugrunde liegen.
Allgemein zum Systemischen Ansatz
Systemische Therapie ist ein eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren mit einer Vielzahl von Methoden und Anwendungsbereichen. Ursprünglich aus der Familientherapie entwickelt, wird sie heute in der Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen angewandt. Sie betrachtet den einzelnen Menschen im Beziehungsgefüge seines Umfeldes und sieht Symptome als Ausdruck bestimmter Beziehungsmuster.
Die systemische Therapie ist in der Begründung und theoretischen Aufarbeitung stark von Konzepten aus angrenzenden Wissenschaften – Naturwissenschaften, Neurobiologie, Soziologie, Philosophie, Sprachwissenschaften – beeinflusst.
Therapeutische Interventionen zielen darauf ab, Muster deutlich werden zu lassen, Ressourcen zu aktivieren und Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten zu erweitern.
In der Therapie geht es im Kern darum, dass der Mensch als soziales Wesen seine Identität immer schon und immer nur in sozialen Prozessen gewinnen sowie aufrechterhalten kann, dass andererseits jede Interaktion stets «durch das Nadelöhr persönlicher Verstehensprozesse und Sinndeutungen» gehen muss.
Kommunikativ-interaktionelle Muster sind somit wesentlich von den Mustern dieser Sinndeutungen mitbestimmt (auch die des Therapeuten/der Therapeutin!). Aus: Kritz J. (2014), Grundformen der Psychotherapie (7. Auflage). Weinheim/Basel: Beltz.
Die «systemische Gesprächsführung» als therapeutisches Instrument erscheint wie ein normales Alltagsgespräch, wobei die Therapeutin/der Therapeut ein besonderes (eben systemisches) Augenmerk auf die Inhalte der Kommunikation wirft, im Hinterkopf immer die Betrachtung des Problems als eine (mögliche) Lösung und den Stellenwert des «Problems» im (sozialen) Kontext.
Die systemische Therapie geht davon aus, dass ein Problem erst eines wird, wenn wir es so empfinden und benennen. Es ist auch nicht immer klar, wer (in der Gruppe, Familie, Partnerschaft etc.) ein bestimmtes Verhalten als «Problem» bezeichnet. Im Gespräch (und mit der spezifischen systemischen Fragetechnik) werden die Punkte, die für das Geschehen relevant sind, erörtert und somit auch beeinflusst.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, vertiefter in die Theorie der Systemischen Psychotherapie einzutauchen, ausserdem gibt es eine Vielzahl verschiedener Therapierichtungen, die sich aus den «Gründergenerationen» entwickelt haben. Die von mir besuchten Ausbildungsinstitute stehen in enger Beziehung zu den Anfängen der Systemischen Therapie am «Mental Research Institut» (MRI) in Palo Alto, USA. Dieses Institut wurde 1959 von Virginia Satir (die «Mutter» der Familientherapie), Don Jackson und Jules Riskin gegründet. Später stiessen Paul Watzlawick (bekannt durch die Bücher «Anleitung zum Unglücklichsein» sowie «Menschliche Kommunikation und ihre Paradoxien», 1968), Jay Haley, Gregory Bateson (einer der «Väter» der systemischen Betrachtungsweise) und viele mehr hinzu. Das Institut stand immer auch in einem engen Bezug zu Milton Erickson, dem «Begründer» der modernen Hypnotherapie. Helm Stierlin war ursprünglich analytischer Therapeut, zusammen mit seinen SchülerInnen, u.a. Gunther Schmidt, Fritz Simon, Arnold Retzer, Andrea Ebecke Nohlen, Carmen Beilfuss gründeten die «igst» (Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie und Forschung) und später das «hsi» (Helm Stierlin Institut) in Heidelberg, in denen ich meine Ausbildung absolvierte.
Wichtig zu erwähnen, dass in der Systemischen Therapie (d.h. auch in der dazu gehörigen Krankheits-/Gesundheitslehre) immer von Verhalten gesprochen wird. Ein Patient/eine Patientin hat also keine Depression oder ist depressiv, sondern er/sie verhält sich in bestimmten Momenten mehr oder weniger depressiv. Diese Sichtweise eröffnet ein Vielfaches an Therapiemöglichkeiten und Interventionsstrategien.
Grundsätzlich geht die systemische Therapie davon aus, dass Verhalten (immer auch) verändert werden kann, wenn die Patientin/der Patient die dafür notwendigen «Instrumente» erhält.
Der systemische Leitsatz von Heinz von Foerster «Handle stets so, dass die Anzahl der Möglichkeiten wächst» ist wichtig und zentral.
Damit ist gemeint, dass man
die Aktivitäten eines andern nicht einschränken soll, sondern dass es gut ist, sich auf eine Weise zu verhalten, die die Freiheit des anderen und der Gemeinschaft vergrössert;
Denn je grösser die Freiheit, desto grösser sind die Wahlmöglichkeiten und desto eher ist auch die Chance gegeben, für die eigenen Handlungen Verantwortung zu übernehmen;
Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Nur wer frei und immer auch anders agieren könnte, kann verantwortlich handeln;
das heisst: «Wer jemandem die Freiheit raubt, beschneidet die Chance zu dessen selbst-verantwortlichem Handeln, und das ist unverantwortlich» (Heinz von Foerster, 1988).
Ausbildung und berufliche Erfahrungen
Um die kantonale Praxisbewilligung als Psychotherapeutin zu erlangen, machte mir die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern eine berufliche Auflage. Ich musste mich mit einem der, vom Kanton Bern, anerkannten Ansätze (tiefenpsychologisch, gestalttherapeutisch, verhaltenstherapeutisch, systemisch), zusätzlich zu meinen bisherigen Ausbildungen und einem absolvierten zweijährigen Ergänzungsstudium, vertieft auseinandersetzen.
Ich bin heute sehr glücklich, dass ich die «igst» (Internationale Gesellschaft für systemische Therapie und Forschung) und später das «hsi» (Helm Stierlin Institut) in Heidelberg gefunden habe.
Ich lernte in meiner dreijährigen Ausbildung einen therapeutischen Zugang kennen, der mich seither intensiv begleitet und meine therapeutische Arbeit um ein Vielfaches bereichert hat. Zudem bin ich heute in der Lage, kompetent mit Paaren und Familien zu arbeiten, was mein Therapieangebot einerseits erweitert und andererseits die Einzeltherapie um zusätzliche Perspektiven ergänzt. In Heidelberg lernte ich mir noch heute wichtige Menschen kennen, die den systemischen Ansatz nach Europa brachten und vertieften. Durch Dr. Gunther Schmidt habe ich zusätzlich den hypnotherapeutischen Ansatz von Milton Erickson kennengelernt.
Die Konzepte «weg von der Problemhypnose, hin zur Lösungstrance», die systemische lösungs- und ressourcenorientierte, hypnotherapeutische Gesprächsführung, der Humor und die Leichtigkeit (was in Tat und Wahrheit eine differenzierte sowie anspruchsvolle Arbeitsweise darstellt), die Ganzheitlichkeit, wie sich dieser therapeutische Ansatz gestaltet, hat mich auch als Mensch grundlegend verändert.
«Probleme sind Lösungen» respektive im «Problem ist der Lösungsansatz enthalten», denn das Problem selber ist auch eine Lösung (wenn auch eine ungünstige) sind für mich wichtige therapeutische Grundsätze. Es geht jetzt nicht mehr darum, etwas «weg-zu-therapieren», sondern vielmehr darum, eine Verhaltensweise genau und differenziert zu betrachten, sie in einen intra- sowie interpersönlichen Zusammenhang zu stellen und so, gemeinsam mit dem Menschen, der Therapie oder Beratung sucht, einen individuellen Lösungsweg zu erarbeiten.
Die grundsätzliche Umorientierung (weg von der Pathologieorientierung, hin zur Ressourcen- und Lösungsorientierung) sowie der Satz «Handle stets so, dass sich die Wahl der Möglichkeiten vergrössert» (siehe oben) bilden wichtige Grundlagen, die heute in meiner therapeutischen Arbeit von zentraler Wichtigkeit sind. Dies gilt sowohl für die Ergotherapie, Kunst- und Ausdruckstherapie sowie Körpertherapie als auch für meine Rolle als Einzel-, Paar- und/oder Familientherapeutin, in der Supervision und/oder in meiner Rolle als Dozentin im Institut für lösungsorientierte Mal- und Gestaltungstherapie, Creonda, Thun.
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